… darf es niemand wissen, wenn man sich küüüsst…“ so sang Zarah Leander einst.

Liebe am Arbeitsplatz

Haben Sie sich schon einmal in eine/n Arbeitskollegen/in verliebt?

Grafik: Statista 2019 Quelle: Parship

Über die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland hat sich schon einmal in einen Arbeitskollegen/ eine Arbeitskollegin verliebt. Man schätzt, dass sich etwa ein Drittel aller Paare am Arbeitsplatz kennenlernt. Na klar, wenn man sich häufig sieht, viel Zeit miteinander verbringt und sich gut kennt, kann daraus auch Liebe werden. Sehr lange wurde das nicht gerne gesehen, manche Unternehmen haben Beziehungen bei der Arbeit sogar verboten.

Das hat sich inzwischen geändert. Manche Firmen fördern gar Partnerprogramme, um die Mitarbeiter besser an das Unternehmen zu binden. Diese Firmen gehen davon aus, dass sich dadurch das Betriebsklima verbessert, außerdem fühlen sich die Mitarbeiter beruflich und privat „angekommen“, sie teilen gemeinsame Erfahrungen und Interessen. Darüber hinaus beflügelt uns das Verliebt-sein, man ist motiviert, geht lieber zur Arbeit und die gute Laune überträgt sich auch auf die Kollegen.

Das muss der Chef wissen

Selbstverständlich sind private Beziehungen unter Kollegen erlaubt. Jedermann hat das Recht aus Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Egal ob Affäre oder feste Beziehung, Liebe am Arbeitsplatz darf eine Firma nicht verbieten. Solange die Beziehung keinen Einfluss auf die Arbeit, das Betriebsklima oder das Unternehmen hat, sollte sich der Vorgesetzte raushalten.

Aus der Beziehung an sich dürfen sich keine negativen Konsequenzen ergeben.

Wenn über den Firmen-Account private Nachrichten verschickt werden, sich aus der Partnerschaft Interessenskonflikte ergeben, wenn sich Paare sich am Arbeitsplatz streiten oder unversöhnlich trennen, kann der Vorgesetzte allerdings auf beruflicher Ebene eingreifen. Zunächst ist ein vertrauliches Gespräch meist hilfreich, in dem störendes Verhalten unterbunden und Konsequenzen deutlich gemacht werden dürfen. Eine Abmahnung kann eine der Folgen sein, unter Umständen muss einer der beiden die Abteilung wechseln, oder schlimmstenfalls die Firma verlassen.  

Vorsicht ist geboten

Viele Arbeitnehmer folgen der Empfehlung „Don’t f… the company“. Denn die Liebe am Arbeitsplatz hat nicht nur positive Auswirkungen, sie birgt auch Gefahren.

Liebe am Arbeitsplatz bindet Energie

Verliebte gehen beflügelt zur Arbeit, aber sie sind auch konzentriert auf den Anderen. Über Verliebte wird getuschelt, es wird überprüft ob und wie lange sie die Pausen miteinander verbringen.

Ist die Liebe nicht mehr ganz so frisch und kommt es zu Konflikten, kann sich das auch die Abteilung, in KMU auch auf das gesamte Team auswirken.

Kurzzeitaffären sind oftmals mit Enttäuschungen verbunden. Will einer der beiden mehr als der andere, kann es zu Spannungen führen, die sich auf die Arbeit auswirken. Auch hat man den anderen so kennen gelernt, wie ihn die Kollegen nicht kennen. Es fällt den meisten schwer, die Enttäuschung zu verbergen, Wut und Ängste nicht am anderen „abzuarbeiten“. Häufig werden dann Schwächen ausgenutzt.

Ganz schwierig wird es in KMU bei Trennungen. Die Konfliktpartner haben keine Möglichkeiten mehr, sich auszuweichen. Die Spannung droht auf die Aufgaben überzugreifen, gegenseitige Sabotageakte sind keine Seltenheit.

Frauen sind häufig die Verlierer

Geht eine Frau am Arbeitsplatz eine Affäre oder Beziehung ein, hat dies vielfältige Auswirkungen. Vor allem, wenn es ein Hierarchiegefälle zwischen den Liebenden gibt. Scheitert die Liebe, sind die Untergebenen die Verlierer. Sehr häufig sind das leider die Frauen.

Generell belastet das Hierarchiegefälle immer den Schwächeren. Wenn es problematisch wird, gehen Männer eher in den Kampf, selbst, wenn sie in der schwächeren Position in der Hierarchie stehen. Während sie sich wehren, werfen Frauen schneller das Handtuch, das heißt, sie verlassen die Firma.

Ehrgeizigen Frauen kann eine Beziehung auch im Wege stehen. Um den Vorwurf, „sich nach oben geschlafen zu haben“, zu vermeiden, kann eine Beziehung zu einem Vorgesetzten sie hindern, ihre Karriere im Unternehmen zielstrebig zu verfolgen.

Frauen agieren auch im Job häufig emotionaler als Männer. Bei Spannungen in der Beziehung oder gar einer Trennung sind sie meist die verletzlicheren, denen man das Leiden mehr anmerkt. Mit Fingerspitzengefühl muss darauf geachtet werden, dass sich die Gefühlslage nicht auf die Leistungen auswirkt.

Tipps zum Umgang mit der Liebe am Arbeitsplatz

  1. Gelassen bleiben. Erst einmal schauen, ob und wie lange die Liebe anhält.
  2. Die Auswirkungen beobachten und bei negativen Folgen das Gespräch suchen
  3. Beiden Liebenden sollte bewusst sein, dass grundsätzlich Privates und Berufliches zu trennen ist. Fällt dies schwer, kann der Arbeitgeber konsequent darauf hinweisen
  4. Hält die Liebe an, kann man die positiven Aspekte nutzen und den Partnern Unterstützung zukommen lassen, um sie stärker an das Unternehmen zu binden. Zum Beispiel kann man beiden den Karriereweg vorzeigen, der unabhängig von ihrer Liebe zueinander für beide möglich ist. Je nach Kapazitäten, kann das KMU auch bei organisatorischen Fragen unterstützend wirken, spätestens, wenn es zur Familienplanung kommt.
  5. Kommt es zu Konflikten oder zur Trennung, wird das Unternehmen alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Folgen für die Firma zu mildern. Gesprächsbereitschaft sollte selbstverständlich sein, sowie technischer Support im Sinne des räumlichen Abstands oder der konsequenten Aufteilung der Aufgaben.