In dieser Episode beantworte ich eine Frage, die mir ein Follower auf Facebook gestellt hat, als ich dort danach gefragt hatte, welche Themen in dieser Podcast-Miniserie interessieren würden.

Die Frage, die Stefan stellte, war, ob es einen Unterschied zwischen Feelgoodmanagement in kleinen, mittleren oder großen Unternehmen gibt. Vielen Dank, lieber Stefan, für diese Frage.

Kurz und knapp: Natürlich gibt es Unterschiede.

Wobei das natürlich auch davon abhängt, wie man die Größe eines Unternehmens definiert. Gerade mittlere Betriebe hängen da ja häufig zwischen den beiden Extremen, ohne, dass eine genaue Kategorisierung als klein, mittel oder doch schon groß möglich ist.

Schau mal auf meinen Blogeintrag, in dem ich die Differenzierung zwischen klein und mittel mal aufgedröselt. habe. Den Link dorthin findest Du auch in den Shownotes.

Ich weiß nicht, wie das bei Dir im Unternehmen ist; in den meisten Firmen gab und gibt es schon immer einen Kümmerer, ob klein oder groß.

In großen Unternehmen sind diese Stellen institutionalisiert in verschiedenen Abteilungen: Personalbetreuung, Personalentwicklung, Betriebssozialdienst.

In kleineren Betrieben übernimmt diese Funktion häufig die Frau vom Chef oder eine langjährige loyale Mitarbeiterin.

Feelgoodmanagement ansich ist insofern weder in großen noch in kleinen Unternehmen eine Neuheit.

Strategie vor Intuition

Neu ist, dass Feelgoodmanagement strategisch angelegt ist und eine Unternehmenskultur formt bzw. lebt, die sich an Werten und Unternehmenszielen orientiert.

Größere Unternehmen haben schon vor Jahren eine veränderte Personalstrategie aufgebaut, da sie die Auswirkungen des demografischen Wandels, der Digitalisierung und Globalisierung frühzeitig antizipiert haben. Während kleinere und mittelständische Betriebe in Personalfragen ja traditionell etwas schwerfälliger bzw. weniger weitsichtig vorgingen.

Doch während das Feelgoodmanagement in Großunternehmen häufig vor allem dem Image dient und bekannte Maßnahmen eher bereichert und neu etikettiert,  haben kleine Firmen, vor allem Start-Ups inzwischen nachdrücklich erlebt, wie schwierig es ist, qualifiziertes Personal für ihre neuen Ideen zu gewinnen. Sie haben erkannt, wie wichtig es ist, ihrer Belegschaft mehr zu bieten, als ferne Visionen und viel Geld.

Vielen Führungspersonen in KMU kommt zudem die Idee des Feelgoodmanagements sehr entgegen, denn sie wollen sich aufmachen zu neuen Ufern, wollen etwas anders machen, anders sein.
Und vielen Gründern ist es wichtig, anders mit ihren Mitarbeitern umzugehen als sie das häufig mit ihren früheren Chefs erlebt hatten. Sie wollen selbst gerne zur Arbeit gehen und wollen, dass ihre Mitarbeiter gerne ihre Zeit mit ihren Aufgaben verbringen.

KMU entdecken das strategische Personalmanagement

Noch vor einigen Jahren hat man sich darüber in traditionellen Betrieben eher keine Gedanken gemacht, es hat sich untereinander so entwickelt, wie es sich eben entwickelt hat. Und ein Charakteristikum von KMU war  ja schon immer, dass in man sich anders begegnen konnte, sich näher war, als das bei den Großen üblich ist. Da geht es häufig sehr persönlich zu, ohne dass es jemanden so ganz bewusst ist.

Neu ist es allerdings, dass die Unternehmenskultur nun strategisch angelegt und durchdacht umgesetzt wird. Es ist kein intuitives, irgendwie persönliches Miteinander, das auch stark von den Charakteren im Betrieb geprägt war, sondern wohlüberlegt.

Das ist vor allem für kleinere und mittelgroße Unternehmen nicht nur eine neue theoretische Herausforderung, es zieht auch Maßnahmen nach sich, auf die vorher keine Energie verwendet wurde.

Während in Großbetrieben schon lange ein Leitbild die Vision veranschaulicht, müssen sich KMU für das Feelgoodmanagagement eben fragen, wer sie überhaupt sind, was sie ausmacht, welche Kultur sie sich miteinander wünschen, welche Vision, welche Mission sie in ihrem Tun leitet.

Man muss nicht unbedingt ein Leitbild vertexten, aber gerade in kleinen Unternehmen hilft dies deutlich, den gemeinsamen Blick zu fokussieren und unausgesprochenes deutlich zu machen – intern und extern für Mitarbeiter, Kunden, Partner und Lieferanten gleichermaßen.

Während große Firmen eher damit zu kämpfen haben, dass ihr Leitbild häufig als schöner Schein verunglimpft wird, der in der Realität nicht bestehen kann, müssen KMU offensichtlich insgesamt ihr Image überarbeiten.

In vielen Köpfen herrscht das Bild des Handwerksmeisters vor, der als Patriarch einsame Entscheidungen trifft und seine Mitarbeiter cholerisch in die Schranken weist. Das gilt auch für mittelständische Unternehmen. Häufig wird ihnen noch der eher raue Umgangston unterstellt und eher keine strategische Personalpolitik zugetraut.

Die kleinen Unternehmen holen hier rasant auf, ihre Notwendigkeit zum Handeln ist groß. Da sind die Start-Ups nur der innovative Anfang.

Die Organisation des Feelgoodmanagements

Eine Schwierigkeit der großen Unternehmen haben auf jeden Fall KMU nicht: Umso größer ein Unternehmen ist, desto schwieriger wird es, Feelgoodmanagement zentral anzusiedeln und umzusetzen. Das Konzept muss dann auf jeden Fall auf kleinere Organisationseinheiten heruntergebrochen und verteilt werden.

Viele Aufgaben des Feelgoodmanagers überschneiden sich mit denen anderer Abteilungen. Vor allem in mittelgroßen bis großen Unternehmen sind bereits Abteilungen etabliert, deren Aufgaben ausdrücklich Personalentwicklung, Diversity oder betriebliches Gesundheitswesen heißen. Diese Überschneidungen erfordern entweder eine gute Kooperation miteinander oder eine klare Abgrenzung voneinander. Es ist wichtig, dass die Abteilungen sich nicht in die Quere kommen!

Darum müssen Aufgabenbereiche und Befugnisse von der Geschäftsleitung eindeutig definiert werden, gemeinsame Projekte auf Augenhöhe verwirklicht werden. Die Abstimmungen müssen daher auch sehr sauber und transparent ablaufen.

In KMU operiert der Feelgoodmanager eher alleine, häufig ist er ja sowieso auch für Personal oder Officemanagement zuständig und erledigt dann schon einen Teil der Aufgaben, die auch in das Feelgoodmanagement hineinspielen.

Die Handlungsfelder des Feelgoodmanagers werde ich übrigens in Episode 6 und 7 ganz ausführlich darstellen, über das Berufsbild, das ich in Episode 2 gezeichnet habe, hinaus.

Money, Money, Money

Der Unterschied zwischen Feelgoodmanagement in KMU und großen Unternehmen macht sich natürlich auch am Budget  bzw. den Programmen, die in den Firmen zu verwirklichen sind, deutlich. Pro Mitarbeiter ist es für Großunternehmen viel günstiger Angebote zu machen, ob das ein Betriebskindergarten, eine Fitness-Area oder Gesundheits-App, das gesunde Mittagessen oder ein Event ist. Da man immer davon ausgeht, dass nur ein Bruchteil der Mitarbeiter bestimmte Angebote nutzt, ist der „Streuverlust“ in großen Unternehmen viel geringer, weil auf die Masse gerechnet immer noch genug Angestellte davon Gebrauch machen.

In vielen großen Firmen gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen, ein Blumenstrauß an Wohlfühlangeboten, die „zur freien Verfügung“ stehen. Bei vielen Mitarbeitern kommt das auch gut an.

Das können sich sehr viele KMU einfach nicht leisten. Bei ihnen sind die Angebote spitzer auf die Belegschaft zugeschnitten, sie sind differenzierter und an die finanziellen und personellen Ressourcen des Unternehmens angepasst.

Werte und Commitment

Meiner Ansicht nach haben die kleinen und mittleren Unternehmen im Feelgoodmanagement trotzdem die Nase vorn.

Weil das Commitment der Belegschaft in KMU zu den Werten und der daraus abgeleiteten und umgesetzten Unternehmenskultur meines Erachtens direkter und lebendiger sein dürfte. In großen Unternehmen sind sehr viele Verhaltensregeln juristisch sauber, in Verhandlungen mit dem Betriebsrat erarbeitet und in Betriebsverfassungen festgezurrt. Zuwiderhandlungen der Führungskräfte werden zwar disziplinarisch belangt. Letztendlich ist es aber schwer, gegen den Willen der Mitarbeiter Normen lebendig zu halten, hinter denen sie nicht stehen können.

Da braucht der Feelgoodmanager im Zweifel extrem hohes Ansehen, um Widerstände ausräumen zu können.

In den vielen Köpfen spuken eben auch viele verschiedene Gedanken und Werte herum.

Auf die Verschiedenartigkeit der Werte und Gedanken hat man in KMU mehr Einfluss – man ist sich näher, kennt sich in sehr unterschiedlichen Situationen und weiß um die Nöte und Belange des anderen. Der Feelgoodmanager im Besonderen. Stimmungen sind einfacher zu erfassen, Störungen schneller zu identifizieren. Und die individuellen Bedürfnisse unter Umständen auch leichter zu befriedigen.

Während in großen Unternehmen Vereinbarungen immer das bereits erwähnte Prüfverfahren der Betriebsräte und Juristen  durchlaufen muss, kann eine Führungskraft in KMU meist freier entscheiden. Individuelle Lösungen können unbürokratisch umgesetzt werden, Verabredungen bedürfen keiner aufwändigen Abstimmungsprozesse der verschiedenen Ebenen.

Und das ist das, was für mich Feelgoodmanagement auch ganz wesentlich ausmacht: der Mitarbeiter möchte in seiner Individualität wahr- und ernst genommen werden, der Arbeitgeber möchte schnelle, pragmatische Lösungen erarbeiten.

Feelgoodmanagement funktioniert dann gut, wenn es zum echten Wohlfühlen der Mitarbeiter führt und nicht, wenn man das Gefühl bekommt, es wird einem das nächste Programm auf die Augen gedrückt, in der Hoffnung, endlich noch motivierter zu sein.

Interesse und Engagement für einander lässt sich halt einfach nicht von außen verordnen, sondern es muss aus sich heraus entstehen.

Diese Einstellung lässt sich natürlich nicht an der Größe eines Unternehmens festmachen, aber sie hat meines Erachtens einen großen Einfluss.

So, lieber Stefan. Ich hoffe, ich konnte Deine Frage ausreichend beantworten.

Wenn Du eine ganz andere Frage hast oder möglichst zügig, ohne Umschweife mit dem Feelgoodmanagement beginnen möchtest, dann schreib mir gerne in den Kommentaren, kontaktiere mich auf Facebook oder per E-Mail oder vereinbare einen Gesprächstermin mit mir.

Dafür kannst Du Dich in meinen Kalender eintragen auf www.terminland.de/hrkreativ/ oder klicke auf den Link in den Shownotes und in einem halbstündigen, kostenlosen Gesprächstermin schaun wir gemeinsam, welcher Schritt für Dich und Dein Unternehmen der nächste sein kann.

 

Und ich freue mich, wenn Du bei der nächsten Episode dabei bist, es um die Frage geht, ob externes oder internes Feelgoodmanagement besser für Dich oder Dein Unternehmen geeignet sein könnte.

Bis dahin wünsche Dir einen schönen Tag und eine gute Zeit!

Shownotes